Projekt

Cor Chaussier Französische Hörner zwischen Natur- und Ventilinstrument in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts

Der Umbruch vom Natur- zum Ventilhorn dauerte in Frankreich im europäischen Vergleich relativ lange. Als Kompromiss entwickelt man zunächst Hörner, die der Spielweise des Naturhorns entsprechen, aber mehrere Tonarten in sich vereinten: die Cors omnitoniques. Im Zentrum des Projekts steht jenes Instrument, das Henri Chaussier in den 1880er-Jahren entwickelte. Darüber hinaus soll die Situation des Horns in der Bildung und Musikpraxis Frankreichs im 19. Jh. ausgeleuchtet werden.

Von Natur- zum Ventilinstrument

Auch wenn aus heutiger Sicht mit der Erfindung der Ventile 1814/15 die Weichen für den Umbruch vom Natur- zum Ventilhorn gestellt scheinen, vollzog sich dieser Wandel nicht vom einen auf den anderen Tag. Besonders langwierig gestaltete sich die Akzeptanz des neuen Instruments in Frankreich. So existierte zwar ab 1833 eine Ventilhornklasse am Pariser Conservatoire, in der eine Art Mischform zwischen Naturhornstopftechnik und Ventileinsatz vermittelt wurde. Nach der Pensionierung des Lehrstuhlinhabers Joseph-Emile Meifred wurde sie aber 1864 wieder aufgehoben und erst 1903 offiziell wieder eingeführt. In der Zwischenzeit behalf man sich angesichts der Erfordernisse des Konzertalltags mit Kompromissen, die sich mehrheitlich am Naturhorn orientierten und nur in Ausnahmefällen zum Ventilhorn Zuflucht nahmen: Bei den «Cors sauterelles» etwa liess sich ein Ventilstock ins Naturhorn einschieben; andere Experimente knüpften an die bereits ältere Idee eines «Cor omnitonique» an (eines Horns, das verschiedene bzw. alle Tonarten in sich vereint).