Die Auftritte von Autorinnen und Autoren in öffentlichen Veranstaltungen (Lesungen, Performances) werden längst nicht mehr als Phänomene am Rande der Literatur betrachtet. In Interaktion mit dem Publikum, in Vorbereitungen für oder Reaktionen auf diese Auftritte sehen sie sich veranlasst, ihr Selbstverständnis als AutorInnen immer wieder neu zu konzipieren. Treten sie auf die Bühne, werden sie als InterpretInnen, d.h. ausführende und deutende VermittlerInnen ihrer Texte, als öffentliche Personen mit spezifischem Erscheinungsbild, als Kennmarke ihrer Texte und als Schreibende wahrgenommen. Als empirische Subjekte, die sich im literarischen Feld behaupten, bringen sie diese Aspekte ihrer Autorschaft in immer neuer Verbindung und Gewichtung zur Geltung.
Die Autorin und die Autoren sind in diesem Projekt selbst forschende Subjekte, die in Zusammenarbeit mit einem Literaturwissenschaftler, einer Soziologin und zwei Filmschaffenden ihren Gestaltungsspielraum bei öffentlichen Auftritten ausloten. In Analogie zur Praxisreflexion in der qualitativen Sozialforschung dokumentieren und reflektieren sie fortlaufend ihre Praxis des Schreibens und Auftretens. Die zwischenzeitigen Erkenntnisse wirken auf ihre eigene Praxis und auf diejenige aller Beteiligten zurück. Sie nehmen eine fortlaufende Re-Situierung im literarischen Feld vor und entwickeln ihre künstlerischen Strategien der Erzeugung von Bedeutung auf den verschiedenen Bühnen der Öffentlichkeit weiter. Besondere Beachtung finden dabei die poetologischen Fragmente, die ihre literarische Praxis umreissen und ihre Texte kommentieren. Des Weiteren werden im Kontext der Autorenlesung die Anwesenheit des leiblichen Autors, der leiblichen Autorin und die Räume, in die literarische Texte hineingetragen werden, auf ihre poetologische Bedeutung hin befragt.
Bild: Eine Autorin tritt auf – Heike Fiedler im Rahmen des Projektveranstaltung (Foto: HKB)