Die Schrift ist eine der ältesten Kulturtechniken der Menschheit und bildet einen grossen Teil der kulturellen Identität. Dies gilt ganz besonders für das literarische Schreiben, das immer auch eine reflexive Funktion erfüllt. Kulturelle Identität kann jedoch nur vermittelt und weiterentwickelt werden, wenn die Schriftstücke, die davon zeugen, auch erhalten bleiben.
Die Digitalisierung der Schriftkultur hat das Schreiben tiefgreifend verändert, ohne dass sich die Benützer von Computern dieser Veränderungen wirklich bewusst sind. Oft wird ein Schreibprogramm wie eine herkömmliche Schreibmaschine benützt, so auch von literarisch schreibenden Autorinnen und Autoren, die den sich rasant verändernden Techniken und Dokumentenformaten meist hilflos ausgeliefert sind. Korrespondenzen, Recherchedokumente und Versionen von Werken gehen verloren, weil die nötigen Kenntnisse, Werkzeuge und Infrastrukturen für die Archivierung fehlen.
Das Schweizerische Literaturinstitut der HKB und das Departement Technik und Informatik der BFH untersuchen in enger Zusammenarbeit diesen neuen Schreibprozess. Aufgrund von Fallstudien wird eine technische Infrastruktur konzipiert und realisiert, die es professionellen Autorinnen und Autoren erlauben soll, Dokumente aus ihrem Arbeitsprozess langfristig so zu archivieren, dass sie später vom Schweizerischen Literaturarchiv übernommen werden und Literaturwissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern zur Verfügung gestellt werden können. Damit trägt das Projekt «Digitale Literatur» zur Erhaltung des kulturellen Erbes bei.