Eine Privatsammlung mit über 15'000 Stunden Tonaufnahmen aus den New Yorker Opernhäusern der Jahre 1970–2010 wird erfasst, konserviert und für die Interpretationsforschung zugänglich gemacht. Darüber hinaus soll diese Machbarkeitsstudie dazu dienen, dringliche Fragen zur Erhaltung von Tonarchiven im digitalen Zeitalter zu thematisieren.
Das einjährige Vorbereitungsprojekt klärt kontextuelle und konservatorische Fragen, entwickelt ein Digitalisierungskonzept,
führt anhand eines Versuchskorpus eine erste interpretationsanalytische Studie durch und plant die weitere Sammlungserschliessung.
Die Sammlung des kürzlich verstorbenen Opernliebhabers Roy Ehrenreich besteht mehrheitlich aus Live-Mitschnitten aus den New Yorker Opernhäusern (Metropolitan und City Opera, dazu aus der Carnegie Hall). Sie ermöglicht eine Langzeituntersuchung über 40 Jahre von Repertoire, InterpretInnen und Spielstätten. Der Zustand der Tonträger (DAT und Vierspur-Magnetbänder) ist prekär, sodass die wichtigsten akustischen Zeugnisse rasch erfasst und ausgewertet werden müssen, um diese Unikate zu konservieren. Dazu erarbeitet die Machbarkeitsstudie neue Methoden für eine effiziente Restaurierung und Digitalisierung. Interpretationsforschung wird durch kognitionsunterstützende Werkzeuge weiterentwickelt sowie um die internationale Vernetzung der Forschung und die Förderung kultureller Teilhabe ergänzt.
Aus dem existierenden Katalog wird eine Datenbank erstellt, die den Inhalt leicht zugänglich macht. Danach ist eine erste Auswahl wertvoller Aufnahmen zu treffen, um effizientere Methoden der Restaurierung und Digitalisierung durch Automatisierung zu erproben. Parallel dazu sind exemplarische Interpretationsanalysen bestimmter Sängerinnen und Rollenbilder durchzuführen und die Basis für eine offene Nutzung zu schaffen. Am umfangreichen Datenmaterial lassen sich neue Umsetzungen der Sharing Economy im Non-Profit-Bereich testen, etwa durch die Entwicklung von Werkzeug-Ökosystemen, die künstliche Intelligenz nutzen zur öffentlichen Kommunikation zwischen Datensammlungen, deren Metadaten, Softwareinstrumenten und Nutzern der «Plattform».
Über die Erhaltung, Erforschung und Bereitstellung dieser einzigartigen Sammlung hinaus eröffnet das Projekt vielfältige Perspektiven der künstlerischen Forschung im digitalen Zeitalter. Geplant sind kleinere Studien zu Konservierungskonzepten, zur Interpretationsforschung und zu Fragen von Automatisierung, künstlicher Intelligenz und Informationsnutzung sowie die Vorbereitung von Drittmittelanträgen in diesen Bereichen.
Konferenz
Vom 2. bis 4. September 2020 findet online die Konferenz «Bootleg Opera» statt. Nähere Informationen, das genaue Programm und der Link zur Anmeldung finden sich auf der Veranstaltungsseite.