Vortrag von Dr. des. Tobias Pfleger (Bern/Freiburg i. B.)
In den 1980er-Jahren dehnten Dirigenten wie Roger Norrington, John Eliot Gardiner, Roy Goodman und andere den Zugang historisch informierter Aufführungspraxis von Orchesterwerken Mozarts und Beethovens auf Sinfonien des 19. Jahrhunderts aus. Sukzessive wurde auch Berlioz, Mendelssohn, Schumann und Brahms unter den Vorzeichen eines historisch orientierten Aufführungsideals gedeutet – oft aber, ohne Musizierweisen infrage zu stellen, die in der Interpretation von Werken des 18. Jahrhunderts erprobt worden waren und als charakteristisches Stilmittel historisch informierter Aufführungspraxis galten. Dieser Vortrag stellt die Frage ins Zentrum, was die klanglichen Realisierungen genannter Interpreten mit den ästhetischen Idealen und aufführungspraktischen Usancen des 19. Jahrhunderts gemein haben. Die Kontrastierung schärft zudem die Konturen des unausgesprochenen ästhetischen Programms, das sich in den Interpretationen sinfonischer Werke des 19. Jahrhunderts durch Vertreter historisch informierter Aufführungspraxis sedimentiert.
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