Der Komponist und Pädagoge Peter Cornelius (1824–1874), der seine Ausbildung u.a. bei dem als Lehrer hochgeachteten Siegfried W. Dehn in Berlin erhielt, später persönlichen Kontakt zu bedeutenden Komponistenpersönlichkeiten der Zeit (wie Wagner, Liszt und Brahms) pflegte und auch selbst ein umfangreiches kompositorisches Werk hinterliess, kann als Schlüsselperson mit grundlegender Vermittlungsfunktion zwischen kompositorischer und musiktheoretischer Praxis im dritten Viertel des 19. Jahrhunderts angesehen werden.
Sein bislang grossteils unveröffentlichter Nachlass aus der Zeit seiner Unterrichtstätigkeit an der Königlich-Bayerischen Hof-Musikschule in München, an der er ab 1867 als Kompositionslehrer angestellt war, erlaubt an einem klar umgrenzten Objekt die Beschäftigung mit der Unterrichtspraxis seiner Zeit. Die überlieferten Unterrichtsbücher sind im vorliegenden Projekt Ausgangspunkt für die Entwicklung von neuen, historisch informierten Unterrichtsmodellen in Analyse und Komposition – im Nachvollzug historischer Praktiken und in deren Übertragung auf Konzepte zeitgenössischen Komponierens.
Überdies eröffnet die Auseinandersetzung mit dem «Dichter-Musiker» Peter Cornelius, der am Beginn seiner Laufbahn nicht nur eine Anstellung als Geiger im Mainzer Opernorchester, sondern auch als Nassauischer Hofschauspieler in Wiesbaden inne hatte, später die Texte des Grossteils seiner Vokalwerke selbst schrieb und im engsten Kreis um Berlioz, Liszt und Wagner u.a. als Übersetzer, Kritiker und Theoretiker tätig war, einen Zugang zu einer romantischen «Transdisziplinarität» avant la lettre.
Forschungs-Mittwoch
Im Rahmen der Reihe Forschungs-Mittwoch präsentiert sich das Projekt am 3. April 2013, 16–18 Uhr an der Hochschule der Künste Bern, Standort Papiermühlestrasse.