Projekt

Rabab & Rebec Erforschung von fellbespannten Streichinstrumenten des späten Mittelalters und der frühen Renaissance und deren Rekonstruktion

Die mit einem Tierfell als Decke bespannten Instrumente Rabab und Rebec gehörten zu den wichtigsten Streichinstrumenten des 14. bis 16. Jahrhunderts und werden in ähnlicher Form noch heute in Marokko gespielt. Eine interdisziplinäre theoretische und praktische Erforschung dieses bisher wenig beachteten Instrumententyps ist die Voraussetzung für dessen «Reintegration» in die historische Aufführungspraxis. 
Das im 14. Jahrhundert auch als «rabé morisco» bezeichnete Rabab hatte seinen Ursprung in al-Andalus, jenem Teil Spaniens, der bis zum Fall von Granada 1492 unter muslimischer Herrschaft stand. Von hier aus verbreiteten sich Rabab und Rebec in grossen Teilen Europas und gehörten bis zum frühen 16. Jahrhundert neben der Fidel zu den wichtigsten europäischen Streichinstrumenten. Eine kritische, interdisziplinäre Analyse der erhaltenen Quellen erlaubt Rückschlüsse auf Konstruktion, Spieltech­nik, Klanglichkeit, Akustik, Repertoire und den kulturellen Kontext. Zudem werden bei Feldforschungen in Marokko neue musikethnologische Quellen gesammelt und in Beziehung zu den historischen gesetzt. Auf der Basis der gewonnenen Erkenntnisse werden die Instrumente im Sinne einer «experimentellen Musikwissenschaft» rekonstruiert und sowohl vom ensemble arcimboldo als auch von weiteren SpezialistInnen für Alte Musik in der Praxis getes­tet.
Indem solche «neuen», nachweisorientiert rekonstruierten Instrumente interessierten MusikerInnen zur Verfügung gestellt werden, haben diese – und das Publikum – die Möglichkeit, ihre gewohnte Klangvorstellung zu hinterfragen und zu erweitern. Dies ist eine wichtige Voraussetzung, um das Interesse an der Alten Musik als lebendige Kulturpraxis wach zu halten.

Forschungsposter (pdf)

Bild: Skulptur eines Engels mit Rabab (ca. 1410) an der Kathedrale von Albi/FR, Foto: T. Hirsch – Thilo Hirsch mit marokkanischem Rabab (Basel, 2018), Foto: S. Drescher

Vortrag (live und online)

Am Dienstag, 21.11.2023 um 18:30 Uhr sprechen Thilo Hirsch und Marina Haiduk im Rahmen der Vortragsreihe der SMG Sektion Bern an der Universität Bern über
«Rubebe, rubechette e rubecone» – Rabab-Ensembles im 15. Jahrhundert in Italien?

Die wissenschaftliche Analyse der Viola da Gamba-Entwicklung stützt sich auf neu entdeckte Darstellungen in italienischen Kunstwerken. Visuelle Evidenz unterstützt die Idee von mindestens drei Rabab-Grössen und deutet auf ein mögliches dreistimmiges Streicherensemble in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts hin. Dieser Forschungsansatz verbindet Bild- und Textquellen für eine musikwissenschaftliche und kunsthistorische Rekonstruktion.

Der Vortrag wird begleitet von einer musikalischen Präsentation der rekonstruierten Instrumente – es lohnt sich also, vor Ort, im Seminarraum 120, Mittelstrasse 43, 3012 Bern dabei zu sein. Der Eintritt ist frei. Es ist aber auch möglich, via Zoom teilzunehmen.