Wie und woraus wurden früher Blechblasinstrumente gebaut? Welche Auswirkungen auf das Spielverhalten und letztlich auf den Klang hat es, wenn wir deren Nachbauten heute wieder in historischer Weise fertigen? Und lässt sich dies messen?
Die Firma Egger in Basel ist führend in der Herstellung von Nachbauten historischer Blechblasinstrumente. Analog zur historisch informierten Aufführungspraxis und im Hinblick auf diese arbeitet Egger seinerseits historisch informiert. Viele Fragen zu Materialität und Fertigungstechnik der Originale sind jedoch noch unbeantwortet. Am Beispiel der legendären deutschen Posaunen des 19. und frühen 20. Jahrhunderts (u.a. von Sattler, Penzel, Kruspe und Heckel) sollen Fragen etwa der Legierungszusammensetzung, der Blechbearbeitung, der Fügetechnik und der Details der Konstruktion untersucht werden.
Den Einfluss solcher historisch informierter Fertigung auf Spielverhalten und Klang der Instrumente erforschen derweil die Akustiker der Empa um Armin Zemp. Zentral hierbei ist der Bau einer Anregeeinheit (eines «künstlichen Bläsers»), die objektive und vergleichbare Messungen überhaupt erst möglich macht. Dank dieser Innovationen wird schliesslich verlorenes handwerkliches Wissen zurückgewonnen, was wiederum die Zukunft des Instrumentenbaus stärkt.
Ausgerüstet mit diesem Wissen und passenden Ausgangsblechen baut Egger in Zusammenarbeit mit Prof. Ian Bousfield (HKB) deutsche Alt-, Tenor- und Tenorbassposaunen. Zu guter Letzt werden diese im Konzert vom Sinfonie Orchester Biel Solothurn getestet und vorgestellt.
Bild: Der Leipziger Instrumentenbauer Schlott inserierte 1886 mit diesen Zeichnungen (Zeitschrift für Instrumentenbau Leipzig, 1886, S. 300). Im Jahr zuvor hatte er acht Posaunen an das k. u. k. Hoftheater In Wien geliefert.
Symposium RB5
Die Resultate des Forschungen werden im November 2018 am Fifth International Romantic Brass Symposium vorgestellt: Messungen am historischen Material (Legierung, Wandstärken, Geometrie) und Untersuchungen zur Akustik (Impedanz, Einfluss des Materials, Computersimulation) werden in Bezug zu historischen Erkenntnissen gestellt und mit Forscher/innen aus aller Welt diskutiert. Diese tragen ihre neuesten Forschungen zu den Blechblasinstrumenten des 19. Jahrhunderts bei. Der Call for Papers ist abgeschlossen, das Symposiumsprogramm wurde soeben aufgeschaltet.