Die Kontrabassklarinette ist ein um 1900 entwickeltes Mitglied der Klarinettenfamilie mit nur wenigen Auftritten im Sinfonie- und Opernorchester, z.B. in Arnold Schönbergs Gurreliedern (1900–1911), Arcana (1925–1927) von Edgard Varèse oder neueren Orchesterwerken von Hans Werner Henze und Heinz Holliger. Ihre grosse klingende Länge ermöglicht einen riesigen Tonumfang von bis zu fünf Oktaven mit besonders interessanten Möglichkeiten der Hervorbringung von hohen Überblastönen, was dem Instrument zu einer solistischen Karriere in der Avantgarde-Ensemblemusik des 20./21. Jahrhunderts verholfen hat.
Allerdings hat sich die Kontrabassklarinette seit ihrer Entstehung baulich kaum weiterentwickelt. Wegen der auf ihr angebrachten komplexen mechanischen Klappensteuerung müssen gravierende Kompromisse hinsichtlich Ausdehnung und klanglicher Ausgeglichenheit ihres Tonumfangs sowie korrekter Intonation eingegangen werden. Was für die Orchestermusikerin, die das Instrument nur sporadisch für einige im Tutti untergehende Passagen einsetzt, tragbar sein mag, stellt für den auf zeitgenössische Musik spezialisierten Solisten ein Problem dar: Die handelsüblichen Instrumente müssen in der Regel nach dem Kauf individuell nachbearbeitet werden, um professionellen Ansprüchen an Intonation und Klang auch nur annähernd zu genügen.
Das vorliegende Projekt will unter Leitung eines profilierten Kontrabassklarinettisten einen Prototypen für einen in Material, Mensur und Tonlochdesign/-platzierung akustisch optimierten Korpus entwickeln und durch die Anbringung einer elektromechanischen Klappensteuerung die herkömmlichen Kompromisse vermeiden, die die traditionelle mechanische Übertragung mit sich bringt. Auch soll erstmals die Möglichkeit geschaffen werden, Mikrointervalle auch in der tiefen Lage sauber zu spielen. Im Rahmen eines Folgeprojekts soll Serienreife erreicht sowie das Instrument in das Musikleben eingeführt werden.
Präsentation
Im Rahmen des Symposiums Improvisieren – Interpretieren wird am 19. Oktober 2013 um 14.30 Uhr eine Präsentation der optimierten und mit elektromagnetischer Klappensteuerung versehenen Kontrabassklarinette stattfinden.
In einem klingenden Vergleich soll dieser verbesserte Prototyp in Auszügen aus Werken u.a. von Georg Friedrich Haas und Gérard Grisey den bisher verfügbaren Instrumenten aus Holz und Metall gegenübergestellt werden. Weiter gibt die Präsentation Einblick in die Entstehung des Prototyps – und schliesslich kommt es gar zur Uraufführung einer Neukomposition von Ernesto Molinari.
Mitwirkende: Daniel Debrunner, Donna Molinari, Ernesto Molinari, Jochen Seggelke.