Das Rezitativ zählt zu den dramaturgisch wesentlichsten, aber wegen seiner vermeintlichen sängerischen Anspruchslosigkeit am stärksten vernachlässigten Elementen des Musiktheaters. Dies gilt besonders für das 19. Jahrhundert, für welches noch nicht einmal die relevanten Quellen aufgearbeitet sind. Das Forschungsprojekt soll die Quellen zur Rezitativpraxis des 19. Jahrhunderts systematisch erschliessen.
Ein erster Überblick zeigt bereits, dass sich die heutige Praxis des Operngesangs von der damaligen Rezitativdarstellung unerwartet deutlich unterscheiden – sowohl in der Konzeption als auch im Detail. Daher sollen Methoden entwickelt werden, mit denen die Kunst des improvisierenden Sprechgesangs und der Loslösung vom Notentext neu erlernt werden können.
Diese historischen Ausdrucksmittel des Gesangs sind aktuell als Alternativen zur heutigen Gesangspraxis für das zeitgenössische Musiktheater von grossem Interesse. Daher will dieses Projekt nicht nur historische aufführungspraktische Konzepte im romantischen Opernrepertoire experimentell umsetzen, sondern zugleich mit dem zeitgenössischen Théâtre musical in Wechselwirkung treten.
Workshop
Am 15. und 16. November 2012 fand der Workshop «Zwischen Sprache und Gesang: Deklamation, Melodram, Rezitativ» an der Hochschule der Künste Bern statt. Der Workshop wurde von den Projektmitarbeitenden organisiert und durchgeführt.