In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts steigen an den Pariser Opernbühnen die Erwartungen an die schauspielerischen Fähigkeiten der Sängerinnen und Sänger zunehmend. Das vorliegende Projekt geht dieser Entwicklung nach und untersucht das Verhältnis von Gesang und Schauspiel in der Darstellungspraxis jener Zeit.
Da im Gegensatz zur musikalischen Notation Anweisungen zur Rollendarstellung mit schriftlichen Mitteln nur unzureichend festzuhalten sind – für diese komplexen visuellen Vorgänge auf der Bühne wurde kein allgemeingültiges Schriftsystem entwickelt –, muss das Wissen um die gängigen Rolleninterpretationen mit Hilfe unterschiedlichster Quellen (Opernlibretti, Abbildungen, Cahiers de mise-en-scène, Schauspieltheorien, Gesangstraktate, etc.) erschlossen werden.
Dabei gilt es, die Beziehungen zwischen kodifizierter Gestik, Improvisation und Regieanweisung in der Darstellungspraxis der Sängerinnen und Sänger aufzuzeigen sowie Ähnlichkeiten und Unterschiede in der Entwicklung von Schauspiel und Musiktheater festzuhalten. Die verschiedenen Fragestellungen werden mittels ikonographischer, musikwissenschaftlicher und schauspieltheoretischer Methoden erforscht.
Das Projekt fördert – unter anderem im Rahmen eines Workshops – die praktische Erprobung der gewonnenen Erkenntnisse und stärkt innerhalb der HKB die Vernetzung der Studiengänge im Fachbereich Oper/Theater.