In der populären Musik hat der Sound seit den 1950er-Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen. Das Erforschen von Sounds und die intensivere Auseinandersetzung mit Technologien haben traditionelle musikalische Denk- und Handlungsstrukturen abgelöst. Für Künstlerinnen und Produzenten ist die Suche nach eigenen, unverkennbaren Sounds ein zentrales Anliegen geworden. In der Wissenschaft hingegen ist noch nahezu unerforscht, welche Einzelsounds die Geschichte der populären Musik prägten und bis heute prägen. Wie ist etwa der E-Piano-Sound des DX7-Synthesizers entstanden und welche Faktoren entschieden und entscheiden über seine Akzeptanz, Übernahme und Weiterentwicklung?
Das geplante Vorhaben untersucht diese Fragen transdisziplinär und setzt auf Theorien und Methoden aus Musikethnologie, Actor-Network Theory und Soundanalyse. Aus den jeweils ersten 40 Plätzen der Billboard Top 100 Singles von 1960–2013 werden 20 Kultsounds herausgefiltert, detailliert analysiert und beschrieben. Mittels Interviews mit Herstellern, Musikerinnen, Produzenten, Tontechnikerinnen und Journalisten wird danach die Entwicklung von fünf «Kultsounds» exemplarisch nachgezeichnet. Die Verbreitung dieser fünf Kultsounds wird in internationalen Expertennetzwerken über den euro-amerikanischen Raum hinaus untersucht. Schliesslich wird an einem repräsentativen Fallbeispiel detailliert untersucht, welche unterschiedlichen Bedeutungen ein «Kultsound» in unterschiedlichen geographischen und kulturellen Kontexten annehmen kann. In einem Symposium werden dann zum Abschluss Zukunftsperspektiven von «Kultsounds» diskutiert.
Weitere Informationen und Hörbeispiele gibt es auch auf der Projektwebsite www.cult-sounds.com
Bild: Generiert einen ganz besonderen Sound: der Synthesizer DX7 von 1983 (Bild IB)
Wicke und Ypma
Der Forschungs-Mittwoch vom 24. Februar 2016 widmete sich dem Thema Digitalisierung/Virtualisierung in Popmusik/Design und lotete unter anderem jene Gemeinsamkeiten aus, welche in diesen beiden Bereichen durch die neuen Medien entstehen. So betonte Peter Wicke die Relevanz des Image in doppelter Bedeutung für die Popmusik in der digitalen Welt, während Evert Ypma die multimedialen Aspekte des Designs hin zur Performance auslotete.
Die von Thomas Burkhalter und Immanuel Brockhaus mitgestaltete Diskussion drehte sich unter anderem um die Frage, welche demokratische Komponente der Digitalisierung innewohnt: Während Immanuel Brockhaus die durch die einfacher zugänglichen Produktionsmittel eher für eine Demokratisierung plädierte, betonte Peter Wicke die – mittlerweile verschleierte – Dominanz grosser Player, ohne die weltweiter Erfolg unmöglich sei.
Hier einige Impressionen aus der Veranstaltung.