Projekt

Le geste musical Pour une conception nouvelle de la plasticité du rythme

Ein interdisziplinäres Forschungsteam aus Musikern, Tänzern und Musikwissenschaftlern erarbeitete eine gemeinsame Interpretation der «Pièces en trio» von Marin Marais (Paris, 1692), die der berühmten Tänzerin Rolande gewidmet waren, und beschäftigte sich mit Fragen der wechselseitigen Beeinflussung von Tanz und Musik. Dabei standen folgende Interpretationsparameter im Zentrum des Interesses:

- Das konsequente Befolgen der originalen Tempi, die aus historischen Pendelmessungen rekonstruierbar sind, sowie die eigene Arbeit mit einem Pendel zur Tempogestaltung.
- Das Umsetzen der Verzierungen nach Georg Muffat (Florilegium secundum, 1698) mit Ergänzung durch eine ältere Praxis aus den Airs de Cour.
- Fragen der Instrumentation, speziell die doppelte Besetzung der Oberstimmen mit Violine und Flöte.
- Französische Quellen zur Streicherpraxis, in denen teilweise der Bezug zum Tanz greifbar wird.
- Die französische Generalbasspraxis um 1700, die im Gegensatz zur späteren Schlichtheit einen harmonisch reichen und mit polyphonen Elementen angereicherten Stil bevorzugt.
- Der Einfluss der «belle danse» auf eine alle vorhergehenden Parameter berücksichtigende Interpretation: Handelt es sich um «musique de danse» oder wirklich um «musique à danser»?

Forschungsplakat

Bild: Aufführung im Barocktheater Schwetzingen (Foto: Michael Form)

Ergebnisse des Projekts

Ein Tanz- und Musikspektakel mit einer Choreographie von Christine Bayle wurde im Schwetzinger Barocktheater (Festival «Winter in Schwetzingen» des Theaters Heidelberg) und im Volkshaus Biel (Flyer und Programm) aufgeführt (Februar/April 2008).
Konzertante Aufführungen fanden beim Festival «les intervals» in Songieu (Ain) 2007 und bei den Innsbrucker Festwochen der Alten Musik (Ambraser Schlosskonzerte) 2008 statt.
Eine CD ist Anfang 2009 beim französischen Label Ambronay erschienen. Eine Publikation in Buchform ist in Planung.

Eine Kritik in der Rhein-Neckar-Zeitung vom 14.02.08 lobte die Aufführung in Schwetzingen:
«Die Tänzer und Tänzerinnen von "L'Eclat des Muses" zauberten zusammen mit dem Barockensemble "Aux Pieds du Roy" eine dichte, überbordende Atmosphäre auf die Bühne (...) Mit viel Spiellust präsentierten sie die "Pièces en trio" von Marin Marais als Wechselspiel zwischen den Tänzern und den Musizierenden. So war "Le Roi danse" getanzte Musik und vertonter Tanz zugleich.» (Magdalena Tonner)

Weitere Aufführungen im März 2011 stiessen ebenfalls auf grosses Echo. So schrieb Iuliana Salzani-Cantor in den Dernières Nouvelles d'Alsace (DNA) über die Vorstellung in Illkirch:
«Marais séduit. La précision du geste chorégraphié épouse celle de la note libérée dinstruments anciens.»

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