Projekt

Historisches Embodiment Tonfilme, Aufführungsmaterial und Interfaces als Quellen zur Interpretationspraxis des 19. und frühen 20. Jahrhunderts

Das Projekt beschäftigt sich mit der Interpretationspraxis des 19. und frühen 20. Jahrhunderts und erforscht, wie eine Musikaufführung durch das Zusammenwirken von Notentext, Instrumenten und Spielpraxis entsteht. Dokumentiert wird dies im Idealfall durch Ton(film)aufnahmen, die zeigen, wie romantische Musik im Kontext ihrer Entstehungszeit geklungen hat.

Im Projekt  werden typische Interpretationsentscheidungen des 19. und frühen 20. Jahrhunderts aus verschiedenen Blickwinkeln untersucht: Zunächst rückwärts analysierend und rekonstruierend aus Ton(film)dokumenten, danach auch vorwärts mit der experimentellen Wiederholung konkreter Interpretationsentscheidungen, um zu überprüfen, ob diese zu einem bestimmten Klangergebnis führen. Ähnlich wird mit annotiertem Aufführungsmaterial und historischen Instrumenten verfahren. Die dazu neu entwickelte Methode des «historischen Embodiment» soll zeigen, ob bestimmte Elemente der Musikpraxis von Aufführung zu Aufführung wiederholt worden sind oder nicht. Die gewonnen Erkenntnisse sollen als repertoiretypische Ausdrucksmittel in die heutige Aufführung von Repertoire des 19. und frühen 20. Jahrhunderts reintegriert werden.

Durch die Interpretationsforschung sollen die erfolgreichen Ansätze historisch informierter Interpretationspraxis aus der Nische der Alten Musik in den Mainstream der Musikkultur überführt werden. Dies wird mittelfristig nicht nur die Erwartungshaltung des Publikums, sondern auch die Ausbildung junger Musiker*innen verändern und damit den Erhalt des immateriellen Kulturerbes europäischer Kunstmusik fördern.

Forschungsposter (pdf)

Bild: Reenactment einer historischen Aufnahmesituation am Beispiel von Joseph Joachims Romanze (1903) mit Johannes Gebauer, Sebastian Bausch und Kai Köpp

Video Rode-Capricen

Pierre Rode schrieb seine 24 Capricen als eine Art Kompendium des damals noch neuen, französischen Violinspiels. Ha-Na Lee versucht, sich mit Hilfe des Interpretationsforschers Johannes Gebauer dieser Spielart wieder zu nähern und drei der Capricen im originalen Klangbild und unter Berücksichtigung historischer Quellen zum Leben zu erwecken.

Die Hochschule der Künste Bern
ist ein Departement der Berner Fachhochschule