Projekt

Klappentrompeten Rekonstruktion, Spielmethodik und Nachwirkung der klassischen und frühromantischen Solotrompeten

Die Trompete hat zwischen 1750 und 1850 eine wechselhafte und komplexe Entwicklung durchlaufen: Aus einem auf die Naturtonreihe beschränkten Instrument wurde bis Ende des 19. Jahrhunderts ein chromatisches Ventil- bzw. Piston-Instrument. Ab ca. 1780 gab es erste Versuche, nach dem Vorbild der Holzblasinstrumente auch bei der Trompete mit Hilfe von Klappen durchgehend Tonleitern spielbar zu machen. Die Erfindung der Klappentrompete war ein erster wichtiger Schritt hin zur vollständigen Chromatisierung der Blechblasinstrumente.
Im Rahmen dieses Projektes wurden in Zusammenarbeit mit Experten aus dem In- und Ausland die heute noch erhaltenen Originalinstrumente untersucht und verglichen und das Repertoire der Klappentrompete erforscht. Von den verschiedenen als Praxispartner in Projekt integrierten Blechblasinstrumentenbauern wurden einerseits getreue Kopien von Originalinstrumenten, andererseits in Ansprache und Intonation optimierte Prototypen nachgebaut, um das schwierig zu spielende Instrument ins Curriculum des Trompetenstudiums an der HKB integrieren zu können. Dafür wird auf der Basis historischer Schulen geeignetes Unterrichtsmaterial entwickelt.
2008 hat die BFH einen Kurzfilm zum Forschungsprojekt produziert. Im Rahmen des «Romantic Brass Symposiums» im Februar 2009 wurden die Resultate des Projektes vorgestellt. Das gängige Bild der Klappentrompete und ihrer Literatur konnte dabei in einigen Punkten revidiert werden: So wurde sie nicht wie bisher angenommen nur als Solo-instrument eingesetzt, sondern darüber hinaus im weiteren Verlauf des 19. Jahrhunderts auch in Ensemble und Orchester. Speziell in der italienischen Oper wurden durch ihren Einsatz erstmals lyrische Trompetenpartien möglich. Anlässlich eines Konzerts und einer CD-Produktion mit dem Sinfonie Orchester Biel im Juni 2010 spielt Markus Würsch als Solist das Trompetenkonzert von Joseph Haydn auf einer im Rahmen des Projekts nachgebauten Klappentrompete.

Forschungsplakat

Bellini und Nessler

Vincenzo Bellinis Oper «La Sonnambula» wurde 1831 in Mailand uraufgeführt. In ihrer Urfassung wird Elviros Arie von einem Klappentrompeten-Duo eingeleitet, das dank der von Luca Zoppelli mitverantworteten kritischen Ausgabe der Partitur neu entdeckt werden kann. Im Rahmen des Romantic Brass Symposiums im Februar 2009 wurde das Kleinod erstmals zu Gehör gebracht.

Ebenfalls im Rahmen des Romantic Brass Symposiums spielte Edward H. Tarr auf dem Cornet von Hugo Türpe (1859–1891) «Jung Werners Abschied» oder «Behüt dich Gott» aus der Oper «Der Trompeter von Säckingen». Türpe selbst hatte – bereits tuberkulosekrank – diese Melodie in der Neujahrsnacht 1890/91 auf seinem Kornett gespielt, sie sollte sein Schwanengesang werden.

Weitere Aufnahmen der damaligen Konzerte finden sich hier.

Einträge

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