Das Projekt widmet sich dem Schaffen von fünf Mikroton-Komponisten aus unterschiedlichen Kulturen. Diese ignorierten (Johnston, Sandberg) oder bekämpften (Partch, Risset, Smetak) den Haupttrend des äquidistanten Zwölftonsystems, das bis heute das Musikleben dominiert. Nicht die Beschränkung auf wenige standardisierte Intervalle war das Ziel, sondern deren potentiell unendliche Vielfalt. Dafür entwarfen und bauten sie neue Instrumente, erfanden neue Notationen und schufen sich jeweils ihr eigenes ästhetisches Weltbild. Diese Suche nach «Artenvielfalt» macht ihre Positionen heute hochaktuell.
Bild: Harry Partch: Delusion of the Fury, Aufführung am 23.8.2013 bei der Ruhrtriennale Bochum. Ensemble musikFabrik Köln auf von Thomas Meixner nachgebauten Instrumenten von Partch. (Foto: Klaus Rudolph)
Der doppelte Po
Mikrotonkomponist Harry Partch, aber darüber hinaus viele weitere Komponisten haben den chinesischen Dichter Li Bai (Li Po, 701–762) vertont. Ein neuer, Open Access zugänglicher Sammelband öffnet den Blick darüber hinaus auf einen zweiten Po, den rätoromanischen Dichter Chasper Po (1856–1936), der bereits zu Lebzeiten mit dem Chinesen verglichen wurde. Das Buch bietet unbekannte Perspektiven auf die Lyrik von Chasper Po und Li Bai ebenso wie auf hunderte im Westen vom späten 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart entstandene Li-Bai-Vertonungen, die in Einzelstudien oder als übergreifendes Phänomen erforscht wurden. Hier geht es zum Buch.