Projekt

Vom Vortrag zur Interpretation Ignaz Moscheles’ Beethoven-Editionen sowie Welte-Aufzeichnungen als Quellen pianistischer Aufführungspraxis und Interpretationsästhetik zwischen 1830 und 1914

Am Beispiel der Solo-Klavierwerke Beethovens werden repräsentative Traditionslinien und aussagekräftige Wandlungen in der Interpretationspraxis des 19. Jahrhunderts aufgezeigt: Untersucht wird, wie sich nach Beethovens Tod interpretatorische Praktiken verändert und weiterentwickelt haben und damit zu einem massgeblichen Teil noch heute unser Beethoven-Bild prägen.
Zwei eng miteinander verzahnte komplementäre Dissertationsprojekte erkunden, wie sich eine handwerklich verstandene «Ausführung» bzw. «Exécution» in dieser Zeit zu einem kreativen und subjektiven Akt eigenen Rechts, zur «Interpretation» von Musik wandelte. Während das eine Teilprojekt mit klassischen historischen Methoden insbesondere anhand der Beethoven-Editionen von Ignaz Moscheles interpretatorische Traditionen der ersten fünfzig Jahre nach Beethovens Tod rekonstruiert, schliesst das zweite Teilprojekt an frühere Forschungsprojekte der HKB zum Welte-Mignon-System an. Dieses raffinierte Aufzeichnungsverfahren für musikalische Interpretationen des frühen 20. Jahrhunderts wurde durch einen eigens entwickelten digitalen Rollenscanner analytisch neu verfügbar gemacht; die Aufnahmen sollen nun historisch und ästhetisch kontextualisiert werden, gewissermassen einen Blick zurück bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts ermöglichen und unterschiedliche interpretatorische Schulen vergegenwärtigen.
In der Zusammenarbeit zwischen den beiden Teilprojekten können Interpretationsangaben in den Editionen des 19. Jahrhunderts am klingenden Tondokument gemessen und umgekehrt Klangaufzeichnungen durch textkritisches Quellenstudium kontextualisiert werden. Abgerundet wird das Projekt mit Studien zu Moscheles und Beethoven, insbesondere auch zur Wechselbeziehung von Instrument und Komposition.

Forschungsplakat

Bild: Rollen für Welte-Mignon-Klaviere

Interpretationsparadigmen

In einem Beitrag in der Zeitschrift Dissonance widmet sich Manuel Bärtsch anhand der Welte-Rollen den verschiedenen Interpretations-Paradigmen, also den verschiedenen Blickwinkeln, aus denen die Interpretation erforscht werden kann. Diese reichen vom technologisch ermöglichten Messen von Interpretation über rein dokumentarische Aussagen bis hin zur Interpretation als eigentsändiges Kunstwerk, das zudem vom Medium beeinflusst ist.
Der vollständige Text ist online hier zugänglich.

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