Ein zentrales Experimentierfeld des zeitgenössischen Composed Theatre (französisch als ‹Théâtre Musical›, deutsch meist als ‹Neues Musiktheater› bezeichnet) ist die Suche nach einem musikalisierenden Umgang mit der Sprechstimme bzw. mit Sprechklang und Sprechvortrag als szenischem Parameter. Hierin steht das Composed Theatre in der Tradition der klassischen Sprechkünste: Zwar gliedert sich die Sprechpraxis im Composed Theatre nicht etwa ein in ein klassisches ästhetisches Bezugssystem der gehobenen Rede oder Rhetorik, sondern experimentiert scheinbar ganz frei mit Lautsprachlichkeit in all ihren elementaren und soziokulturellen Facetten. Gleichwohl haben sich bei aller experimentellen Heterogenität seit den sechziger Jahren gewisse kompositorische, aufführungspraktische und wirkungsästhetische Stilprinzipien und Konventionen verfestigt, die als genretypisch gelten dürfen.
Das Forschungsprojekt «Zwischen Konversation und Urlaut» unternimmt den Versuch, einige dieser Merkmale aus wissenschaftlicher Perspektive genauer zu fassen. Dabei steht die Betrachtung des Wechselverhältnisses zwischen Komponist/-in und Interpret/-in während des Produktionsprozesses und damit die Frage nach neuen Konzepten von Autorschaft im Vordergrund. Daraus abgeleitet werden grundsätzliche Vermutungen zur Konzeption und Funktionsweise von Vokalität in Wechselbeziehung zu anderen Parametern der Bühne, die für das Composed Theatre typisch sind und diese ästhetische Richtung von anderen audiovisuellen Gattungen unterscheidet.
Bild: Happy Hour von Hans Wüthrich, Produktion der Klasse Theâtre Musical unter Leitung und in der Inszenierung von Pierre Sublet. (Bild: Ursula Maria Berzborn)
Forschungsapéro
Der Forschungsapéro stellt mit einer Posterpräsentation jedes Jahr die neuen (und bereits länger laufenden) Forschungsprojekte der HKB vor.
Prominent vertreten ist dabei in diesem Jahr das Projekt «Konversation und Urlaut», das in einem Kurzvortrag detailliert Einblick in die aktuelle Forschungsarbeit gibt.
Der Forschungsapéro 2014 findet am Mittwoch 19. März, 18.30 Uhr im PROGR (Raum 369) statt.