Ein zentrales Experimentierfeld des zeitgenössischen Composed Theatre (französisch als ‹Théâtre Musical›, deutsch meist als ‹Neues Musiktheater› bezeichnet) ist die Suche nach einem musikalisierenden Umgang mit der Sprechstimme bzw. mit Sprechklang und Sprechvortrag als szenischem Parameter. Hierin steht das Composed Theatre in der Tradition der klassischen Sprechkünste: Zwar gliedert sich die Sprechpraxis im Composed Theatre nicht etwa ein in ein klassisches ästhetisches Bezugssystem der gehobenen Rede oder Rhetorik, sondern experimentiert scheinbar ganz frei mit Lautsprachlichkeit in all ihren elementaren und soziokulturellen Facetten. Gleichwohl haben sich bei aller experimentellen Heterogenität seit den sechziger Jahren gewisse kompositorische, aufführungspraktische und wirkungsästhetische Stilprinzipien und Konventionen verfestigt, die als genretypisch gelten dürfen.
Das Forschungsprojekt «Zwischen Konversation und Urlaut» unternimmt den Versuch, einige dieser Merkmale aus wissenschaftlicher Perspektive genauer zu fassen. Dabei steht die Betrachtung des Wechselverhältnisses zwischen Komponist/-in und Interpret/-in während des Produktionsprozesses und damit die Frage nach neuen Konzepten von Autorschaft im Vordergrund. Daraus abgeleitet werden grundsätzliche Vermutungen zur Konzeption und Funktionsweise von Vokalität in Wechselbeziehung zu anderen Parametern der Bühne, die für das Composed Theatre typisch sind und diese ästhetische Richtung von anderen audiovisuellen Gattungen unterscheidet.
Bild: Happy Hour von Hans Wüthrich, Produktion der Klasse Theâtre Musical unter Leitung und in der Inszenierung von Pierre Sublet. (Bild: Ursula Maria Berzborn)
Impressionen Symposium
Ein Grossteil der Vorträge des vom 27.–29. November 2014 in Bern und Basel stattfindenden Symposiums «performing voice» ist unter www.voicerepublic.com nachzuhören und als Podcast verfügbar. Hier zudem noch einmal das zugehörige Detailprogramm.
Weiter finden sich unter dem Flickr-Link unten auch einige visuelle Impressionen der drei intensiven und spannenden Symposiumstage.
Schliesslich hier noch der Hinweis auf Resonanz in den Medien, so erschienen Veranstaltungshinweise auf das Symposium u.a. in der Schweizer Musikzeitung, im Bund sowie in der Berner Kulturagenda. Weiter erschien ein Symposiumsbericht auf der Website der Gesellschaft für Musikforschung.
Berner Kulturagenda Nr. 47 (pdf)